Herz, Bauch oder Kopf – wie das Enneagramm Dir dabei hilft Dich selbst zu verstehen

Wäre es nicht großartig wenn du wüsstest, wieso du tust, was du tust? Wenn du wissen würdest, wieso du dich ausgerechnet für das eine und gegen das andere entscheidest. Wenn du verstehen würdest, warum du dich zu bestimmten Menschen und Situationen hingezogen fühlst und zu anderen weniger?
Wäre es nicht unglaublich schön, dich selbst besser zu verstehen? Ohne dafür den nächstbesten Hobbypsychologen aufzusuchen.
Welche Möglichkeiten würden sich dir eröffnen, wenn du deinen gewohnten Handlungsmustern nicht mehr ausgeliefert wärst? Wenn du dein Handeln verstehen würdest. Wieso du unsicher oder perfektionistisch bist. Wieso du es brauchst, gebraucht zu werden, wieso du darum bemüht bist Anerkennung durch Arbeitsleistungen zu erfahren, wieso du danach strebst, dich möglichst von anderen zu unterscheiden.
Mit diesem Artikel möchte ich dir eine Möglichkeit aufzeigen, die dich dabei unterstützt, all diese Dinge zu verstehen und für dich selbst zu lösen, wenn du bereit bist, dich mit dem Thema zu beschäftigen…

Denn erst wenn wir verstehen warum wir tun, was wir tun, sind wir in der Lage uns wirklich zu verändern. Und zwar zu der Version von uns selbst die wir jeden Tag sein möchten.
Dann muss es nicht mehr heißen „Tja blöd gelaufen, ich bin eben so, akzeptier‘ es oder geh“. Noch schlimmer ist es, wenn wir uns selbst und unser Verhalten nicht mehr ertragen. Wir wollen uns wirklich ändern. wir wollen unserem gewohnten Verhalten nicht mehr machtlos ausgeliefert sein. Wir hatten doch alle schon einmal den Gedanken „Ich änder‘ mich“.
Nicht unbedingt für jemand anderen, aber um unserer selbst willen.
So ging es mir eine lange Zeit. Ich wollte entspannter sein, ich wollte gelassener reagieren, ich wollte mich nicht mehr über bestimmte Dinge ärgern und ich wollte meinem Leben endlich eine neue Richtung geben. Aber jedes Mal wenn es zu einer Situation kam, in der es darum ging mich anders zu verhalten, nämlich so, wie ich eigentlich sein wollte, tat ich… Dasselbe wie immer… Ich konnte nicht aus meiner eigenen Haut und irgendwann fühlte ich mich mir selbst ausgeliefert. Ich wollte mich ändern, ich wollte mehr Frieden in mir, aber ich wusste nicht wie.

Irgendwann, in all meiner Zerstreutheit erzählte mir ein Freund vom Enneagramm, eine Jahrhunderte alte Typenlehre, deren Wurzeln unbekannt sind. Es unterteilt den menschlichen Charakter in 9 Grundtypen, die die Welt jeweils durch einen anderen Filter sehen.
Jeder dieser Typen ist in seinen Handlungen ein Herz, Bauch oder Kopftyp. So ergeben sich für jedes Zentrum jeweils drei Typen.
Jeder Typ ist in seiner Art und Weise absolut verschieden und individuell. In Herz, Kopf und Bauchtypen zu unterscheiden bedeutet, die Handlungsenergie zu unterscheiden. Kopfmenschen handeln basierend auf ihren Gedanken, Herzmenschen basierend auf ihren Gefühlen und Bauchmenschen verlassen sich beim Handeln auf ihre Instinkte.
Ein besonderes Augenmerk, liegt im Abwehrmechanismus eines jeden Typen, also dem System in uns, dass uns immer wieder dazu veranlasst, dasselbe zu tun. Und genau darin, liegt die große Chance für sich selbst!

Es heißt, jeder Mensch kommt als leere Festplatte auf die Welt, mit der Möglichkeit sich zu jedem der 9 Typen zu entwickeln. Die Entwicklung findet dabei etwa in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren statt und ist von unserer Erziehung, den Werten unserer Eltern, unseren Bezugspersonen, unserem Umfeld, der Familienstruktur, Liebe und Geborgenheit in der Kindheit uvm. abhängig. Grundsätzlich eben von allem, das uns betrifft und wodurch wir uns zu einem heranwachsenden Menschen entwickeln. All die Dinge die wir ertragen müssen und denen wir als unselbstständiger Mensch am Anfang unseres Lebens „ausgeliefert“ sind. All die Schwierigkeiten und Ängste, die sich auch über unsere Eltern auf uns übertragen. All das prägt uns und all das beeinflusst uns für den Rest unseres Lebens, Tag für Tag, bei jeder Entscheidung die wir treffen.

Your parents create your wounds, but you have to heal them.

Kyle D. Jones

KURZE! Übersicht der 9 Typen

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der jeweils größten Schwäche des jeweiligen Typs. Denn genau das kann uns am Ende dabei helfen über uns selbst hinauszuwachsen. Es gibt allerdings noch um einiges mehr über jeden Typ zu erfahren!

Die Herztypen 2, 3 und 4

Herzenergie hat mit unserem Fühlen zu tun. Menschen, die der HERZ-Gruppe angehören, streben nach Anerkennung und Beziehung.

Typ 2 – Der Helfer
Menschen vom Typ 2 brauchen es, gebraucht zu werden.
Sie fühlen tief im Inneren, dass sie nur dann etwas wert sind, wenn Sie für andere hilfreich sind. Sie verschenken ihre Kraft und verlieren deshalb manchmal auch sich selbst. 2er streben nach Anerkennung, besonders in der Dankbarkeit anderer Menschen. Spüren sie das Gegenteil, Distanz oder Kritik, reagieren sie gekränkt und mit demonstrativem Liebesentzug.

Typ 3 – Der Leistungs- und Erfolgsmensch
Gut anzukommen ist das oberste Ziel für Menschen vom Typ 3. Sie möchten für Ihre Leistungen bewundert werden, legen viel Wert auf Prestige. Sie stürzen sich in Ihre Aufgaben, aber eben nur solange wie sie Erfolg versprechen. 3er sind enorm anpassungsfähig, da alles darauf ausgerichtet ist, glänzend dazustehen.

Typ 4 – Der Individualist, Romantiker, Melancholiker, Künstler und Indentitätssucher
Menschen dieses Persön­lich­keits­typs gründen ihre Identität auf der Wahr­nehmung, dass sie irgend­wie anders oder einzig­artig sind; deshalb sind sie auf selbst­bewusste Weise individu­alistisch. Der rote Faden, der das Leben von Menschen des Typs 4 durchzieht, ist die Suche nach sich selbst.

Die Kopftypen 5, 6 und 7

Kopfenergie hat mit unserem Denken zu tun. Menschen, die der KOPF-Gruppe angehören, streben nach Sicherheit und Orientierung.

Typ 5 – Der Beobachter (der „Nerd„)
Menschen vom Typ 5 brauchen zunächst viel Abstand von dem, was ihnen zu lebendig erscheint. Sie brechen die Brücken ab, wenn andere ihnen zu nahe kommen. 5er sind zurückgezogen, unbeteiligt und eher die Beobachter des Lebens.

Typ 6 – Der Loyalist und Skeptiker
Das Lebensziel von Menschen des Typs 6 ist, Sicherheit zu bekommen, die sie in sich selbst nicht finden. Deshalb suchen sie sie bei anderen. Der von 6ern genutzte Abwehrmechanismus ist die Projektion, das Vertrauen das ihnen zu sich selbst fehlt, projizieren sie auf andere und unterstellen ihnen somit immer erstmal schlechte Absichten. Sie sind Meister darin, von anderen kaum beachtete Kleinigkeiten zu Indizien für anstehende apokalyptische Geschehnisse zu identifizieren.

Typ 7 – Der Enthusiast und Genießer
Menschen dieses Persön­lich­keits­typs geht es im Wesent­lichen darum, dass ihr Leben ein auf­regendes Aben­teuer ist. 7er sind zukunft­sorien­tierte, ruhe­lose Menschen, die im all­gemeinen davon über­zeugt sind, dass um die nächste Ecke etwas Besseres auf sie wartet. Das Kernproblem der 7er ist, dass ihre Jagd nach Vergnügen etwas zwang­haftes hat.

Die Bauchtypen 8, 9 und 1

Bauchenergie hat mit unserem Handeln zu tun. Menschen, die der BAUCH-Gruppe angehören, grenzen sich gerne ab, sie wollen Autonomie.

Typ 8 – Der Herausfordernde
8er sind willens­stark, ent­schlos­sen, prak­tisch, kompromiss­los und energie­geladen. Sie sind dominierend und kommandieren gerne. Menschen mit denen Sie in Beziehungen stehen, werden in Freund oder Feind unterteilt. Ihre Absichten, die sie für die wahren und gerechten halten, verfolgen sie bedingungslos. Sie sind geradeheraus, unverstellt, enthusiastisch und selbstbewusst.

Typ 9 – Der Friedliebende
Was sich Menschen vom Typ 9 am sehnlichsten wünschen, ist Harmonie.
Sie ver­suchen um jeden Preis, den Konflikt zu vermei­den, sei es ein innerer oder ein zwischen­mensch­licher. Sie gehen meistens den Weg des geringsten Widerstandes und wirken leicht leidenschaftslos. Allerdings sind sie sehr in sich ruhend und gelassen, stiften Frieden, sind gern der Mediator und wirken wie ein „Ruhepol“.

Typ 1 – Der Perfektionist
1ern kommt es im wesent­lichen darauf an, Dinge zu ver­bessern, weil sie glauben, dass nichts gut genug ist. Sie sind sich ständig ihrer eigenen und die der anderen Mängel bewusst. Sie sind hyperkritisch, oft in „geladenem“ Zustand, kleinlich in manchen Dingen, ständig in Zeitdruck und zögerlich bei Entscheidungen. Menschen vom Typ 1 geben anderen öfter das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.

Fazit

Ich weiß, dass dieser Artikel nicht deine Konflikte lösen kann und dafür ist er auch nicht gemacht. Ich will dir hiermit aber etwas näher bringen, das Dir dabei hilft sie selbst zu lösen! Näher auf das Thema einzugehen lohnt sich! Wichtig zu erwähnen ist, dass es völlig normal ist sich in verschiedenen Typen wieder zuerkennen und dass es beim Enneagramm nicht darum geht Menschen in eine Schublade zu stecken! Jeder Mensch trägt Teile eines jeden Typs in sich, wir sind nie nur ein Typ. Meistens jedoch hat jeder von uns einen „Kernkonflikt“, der uns daran hindert über unsere Probleme hinauszuwachsen. Denn solange wir uns nicht selbst verstehen, nicht verstehen wieso ein bestimmtes Verhalten in uns entstanden ist, sind wir auch nicht in der Lage dieses Verhalten zu verändern. Wir werden niemals aufhören eifersüchtig, unsicher oder anstrengend perfektionistisch zu sein, wenn wir nicht verstehen WIESO wir so sind, wenn wir unsere Motivation dafür nicht kennen.
Das aber zu erkennen und zu verstehen, hilft uns dabei besser mit uns selbst umzugehen, sorgt für mehr Akzeptanz unseren eigenen Schwächen gegenüber und schafft enormes Potential, über uns selbst hinauszuwachsen! Es hilft dabei, uns und andere weniger zu verurteilen, denn oft fehlt uns das Verständnis für das Handeln anderer. In jedem Fall trägt es aber etwas zu deiner Lebensqualität bei, dich selbst besser kennenzulernen. Das Wissen darüber schenkt dir in letzter Instanz die Wahl, Entscheidungen basierend darauf zu treffen wer du sein willst, oder bisher gewesen bist…

May your choices reflect your hopes, not your fears.

Nelson Mandela

Empfehlen kann ich dir zu dem Thema als Einstieg besondern das Buch von Gabriele Labude „Enneagramm“ und „Das Enneagramm – Die 9 Gesichter der Seele“ von Richard Rohr und Andreas Ebert.