Vor kurzem wollte ich einen Blogeintrag zum Thema „Menschlichkeit“ machen, um an genau dieses Thema zu erinnern. Da mir aufgefallen war, dass die Gesichter in meinem Alltag zunehmend ernster und ausdrucksloser wurden, wollte ich über das Thema schreiben.
Noch während ich schrieb wurde mir eine Sache schlagartig bewusst, die Welt ist weder unmenschlichlich, noch sind die Gesichter der Menschen um mich herum im letzten Jahr wirklich ernster oder grauer geworden.
Aber mein eigenes ist es.
Wir sehen die Welt nicht wie Sie ist, wir sind nur im Stande die Welt zu sehen, wie wir SELBST sind. Wir sehen die Welt durch die Verzerrung unserer eigenen Gedanken, bewerten alles um uns herum, doch was wir sehen, ist niemals objektiv. Das Urteil das wir über die Welt, über die Menschen um uns herum fällen, über unsere Freunde, Kollegen und Partner, fällen wir nach unseren eigenen Maßstäben. Wir interpretieren unsere Glaubenssätze in alles, was wir sehen, hören, lesen. Wir bewerten etwas immer auch durch unser Selbstbild hindurch.
Fühle ich mich beispielsweise sehr minderwertig, kommen mir andere Menschen häufig größer, besser, stärker vor. Das erweckt in mir selbst den Gedanken und vor allem die Bewertung, die anderen wären Bedrohlicher, feindseliger. Tatsächlich jedoch hat diese Bewertung nichts mit einer objektiven Realität zu tun, sondern nur mit meiner eigenen Wahrnehmung. Ja, für diesen einen Menschen kann es die Wahrheit sein, dass andere Menschen bedrohlich wirken. Das hat jedoch in erster Linie, nichts mit dem anderen Menschen zu tun, sondern nur mit einem selbst.
Ich kann jemanden nur dann als „besser“ / „schöner“, whatever, empfinden, wenn ich mich selbst dafür als „schlechter“ oder „nicht gut genug“ betrachte.
Wir alle laufen mit einem eingebauten Bewertungssystem durch die Welt. Dieses System arbeitet in vier Schritten.
1. Schritt: Wir nehmen Notiz von einer Information. Also, hören einen Ton, oder sehen eine Farbe. Wir nehmen die Information mit unseren Sinnen auf.
Im 2. schritt wird die hereingekommene Information nun mit bereits vorhandenen Informationen aus der Vergangenheit abgeglichen.
Als 3. Schritt bewerten wir diesen Ton oder diese Farbe mit „Mag ich“ oder „gefällt mir nicht“ und es entsteht eine positive oder negative Empfindung. Bspw. freuen wir uns wenn wir gelobt werden, da wir diese Information als positiv bewerten.
Als 4. und letzten Schritt führt aus der entstandenen Empfindung, eine Reaktion. Wir ärgern uns, oder freuen uns weil dies und jenes passiert ist. In Wirklichkeit reagieren wir aber nur deshalb positiv oder negativ auf etwas, weil wir im Vorfeld eine bestimmte Bewertung darüber abgegeben haben. Der Mensch der dir in diesem Augenblick gegenüber steht, ist in Wirklichkeit nicht dafür verantwortlich wie Du dich fühlst.
Ein anderes Beispiel.
Wir kennen es alle:
Zwei Freundinnen, die dieselbe Nachricht auf dem Handydisplay, von Tinder-Boy XY lesen, kommen zu völlig unterschiedlichen Interpretationen des Inhalts. Weil Ihre Bewertung der Information, immer auch etwas über Sie selbst aussagt. Hat die eine Freundin bereits viele schlechte Erfahrungen in dem Bereich gemacht, fällt auch Ihr Urteil entsprechend skeptischer aus.
Weil jede Bewertung die wir in unserem Leben treffen von unseren eignen Erfahrungen geprägt ist. In alles was uns begegnet, projizieren wir unbewusst unser Selbst hinein, und schlussfolgern dann aus vergangenen Erfahrungen, was Dies oder Jenes zu bedeuten hat.
Wir nehmen nur wahr, was selbst in uns ist. Und mir wird nur das gespiegelt, was ich selbst ausstrahle. Also ist vielleicht nicht zwangsläufig die Welt böse und grau oder die Menschen, die mich umgeben. Viel wahrscheinlicher ist, dass Ich selbst mit negativer Energie auf andere Menschen zugegangen bin und so die Erfahrung machte, die Welt würde weniger lächeln. Dabei war nur ich diejenige, die es weniger tat.
Aber die Welt ist nur mein Spiegel.
Sie wird mir immer zulächeln, wenn ich es zuerst tue. Das ist die Crux. Du musst zuerst lächeln, du musst zuerst vergeben, du musst zuerst die Liebe in die Welt bringen die Du dir in deinem eigenen Leben wünschst.
Und so kam beim schreiben dieses Textes zu der Erkenntnis, dass die Menschlichkeit die ich in dieser Welt suche, die Menschlichkeit ist, die ich in diese Welt bringen darf. Denn es beginnt nicht mit den anderen, es beginnt immer mit uns selbst.
Namasté
If you want the best the world has to offer, offer the world your best“
Neale Donald Walsch